Nachdem wir letzten Sommer (2021) so viel Regen hatten, dass unsere ganzen 300 Tomatenpflanzen starben und die Kartoffeln ersoffen, ist der Sommer 2022 nun einer der trockensten überhaupt.
Seit vielen vielen Wochen hat es insgesamt ein- bis zweimal genieselt. Die heiße Sonne und der stete Wind trocknen die spärliche Feuchtigkeit auf der Krume bald wieder aus. Unter diesen Bedingungen zu säen und Jungpflanzen zu pflegen ist eine große Herausforderung.
Der Salat wächst langsam und schießt nach wenigen Wochen, ohne eine anständige Größe zu erreichen. Die Möhren bleiben klein und fangen auch bald an zu blühen. Das ist die natürliche Reaktion der Pflanzen, die dadurch das Überleben der nächsten Generation sichern, indem sie schnell Saat produzieren bevor sie sterben.
Auch wenn wir viel gießen, können wir dem Wasserbedürfnis der Pflanzen nicht gerecht werden und somit gibt es dieses Jahr zum Beispiel wenig Salat, Möhren oder Bohnen.
Die weltweiten Veränderungen des Klimas sind also auch bei uns deutlich spürbar und machen es umso wichtiger nachhaltige alternative Anbaumethoden zu finden und zu fördern. An dieser Stelle füge ich den Aufruf der Hessischen Allianz für die Agrar‐ und Ernährungswende vom Sommer diesen Jahres ein.
Wir sind unseren Kunden und Mitstreitern unendlich dankbar, dass sie sich dafür entschieden haben, eine enkeltaugliche Landwirtschaft zu unterstützen, die nachhaltig, gut für unsere Gegend und dadurch für den ganzen Planeten ist. Wir bündeln CO2 in unserem Boden, schützen das Grundwasser, erhalten altes Saatgut und Saatgut mit hoher Vielfalt, dass durch die genormten Supermarktprodukte droht verloren zu gehen.
Unsere Kunden treffen sich bei Arbeitseinsätzen, tauschen sich aus, schließen Freundschaften und leben lebendige inspirierende Gemeinschaft. Das nährt nicht nur den Bauch, sondern auch die Seele und das Herz.
Unser Markt Garten zeigt uns jetzt schon, dass die Vielfalt und Dichte unseres angebauten Gemüses zur Resilienz der Pflanzen beiträgt. Auch in dieser Trockenheit wachsen unsere Pflanzen, die mit ihren tiefen Wurzeln immer noch Wasser bekommen. Es ist jeden Tag aufs neue ein Wunder.
Der gepflanzte Brokkoli am unteren Ende des Acker wurde nur bei seiner Pflanzung vor ca 5 Wochen gegossen und seitdem nicht mehr. (An einem sehr heißen Tag: Das Wasser kam bei ca 60°C aus dem Schlauch!) Er wächst und wird mit den ersten Regengüssen im Herbst hoffentlich schöne Knospen tragen.
Dieses Jahr sind wir sehr dankbar, dass wir die Bauchentscheidung getroffen haben, einen Brunnen zu bohren. Auch wenn uns diese Maßnahme in unserem Anbauplan zu Jahresbeginn weit zurück geworfen hat, war das die richtige Entscheidung.
Durch den Brunnenbau haben wir wertvolle Zeit für das Pflanzen verloren und konnten nicht so viele Beete anlegen wie wir zu Beginn des Jahres gebraucht hätten. Das von Andrés installierte Bewässerungssystem führte zu Beginn zu einigen Rückschlägen durch Materialfehler. Vieles funktionierte zunächst nicht, was zu weiteren Ausfällen führte. Das war zermürbend für uns.
In Retrospektive können wir nun aber feststellen, dass das alles die richtigen Entscheidungen waren, denn ohne unsere Bewässerung hätten wir diesen Sommer wahrscheinlich gar keine Ernte haben können. Wir begreifen, dass wir im Aufbau sind, dass Fehler passieren (manchmal auch passieren müssen!) um sie zu beheben und dass der Bauch immer die richtigen Entscheidungen fällt, auch wenn es manchmal zunächst nicht so scheinen mag.
Im Herbst öffnen wir 20 neue Plätze und freuen uns über weitere Mitstreiter für eine nachhaltige, Ressourcen schonende und respektvolle Landwirtschaft. Respektvoll gegenüber unserer Natur und respektvoll gegenüber uns selbst.
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